Wir entwickeln auch bei großen Projekten Neues, beschreiten unbekannte Wege. Viele Konzepte und Bauten sind gelungen und haben sich bewährt. Manches würde heute anders gelöst oder wird heute anders gebraucht.
aib bittet in dieser Ausgabe unseres Magazins seine Bauherren Siemens Energy und Barmenia Versicherungen um Feedback und wagt eine Rückschau.
Die Ergebnisse und Erfahrungen aus der Nutzung von zwei großen Projekten werden erneut betrachtet. Denn wir möchten beständig lernen. Für die aktuelle Planungsarbeit und für zukünftige Aufgaben.
SIEMENS Energy
aib im Gespräch mit Uwe Mikolajczyk, Leiter betriebliches Facility Management bei Siemens Energy
"Die kurzen Wege von den Büros zu
den Werkstätten sind ein Vorteil für die betrieblichen Prozesse und das Gemeinschaftsgefühl."
Uwe Mikolajczyk
Kai-Uwe Lompa, aib: Herr Mikolajczyk, gemeinsam mit Ihnen möchten wir auf die Planung von aib für den Standort Mülheim an der Ruhr von Siemens zurückblicken. Wie hat die von aib entwickelte Idee einer urbanen Achse für die Neuordnung des Standortes zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes beigetragen und wie hat sie sich bis heute bewährt?
Der Standort im Mülheimer Hafen war ursprünglich ein reiner Produktionsstandort. Bei der mit aib durchgeführten Erweiterung zum Produktions- und Verwaltungsstandort ging es um die Frage, wie sich Werkstätten und Büros optimal kombinieren lassen. Die Einführung der urbanen Achse mit den Produktionshallen auf der einen Seite und den Verwaltungsbauten auf der anderen Seite war für die Betriebsabläufe und die Orientierung ein großer Vorteil. Einerseits haben die in den Büros tätigen Ingenieure die Möglichkeit, auf kurzen Wegen die Werkstätten zu erreichen. Andererseits ist so eine attraktive Mittelzone entstanden, die in den Pausen auch mal zum Flanieren genutzt wird.
Wie hat sich das Miteinander am Standort entwickelt?
Die Arbeitsabläufe sind durch den Strukturplan wesentlich effizienter geworden – auch wenn die heutige Kommunikation im Gegensatz zu früher hauptsächlich IT-gesteuert ist. Dennoch sind die kurzen Wege von den Büros zu den Werkstätten ein Vorteil für die betrieblichen Prozesse und das Gemeinschaftsgefühl. Beim Schwerlastverkehr im Werk sind sie auch weniger unfallträchtig.
Wie hat die Struktur mit der Mittelachse die weitere Entwicklung des Standortes beeinflusst?
Spätere Erweiterungen wurden schon in der Planung berücksichtigt. Als logische Folge der zentralen Achse ist die weitere Bebauung der vorhandenen Freiflächen entlang der vorgegebenen Richtung erfolgt. Dabei profitiert die Logistik des Werksverkehrs von den kurzen Entfernungen.
Siemens Energy, Werk Mülheim an der Ruhr
Für das Werk von Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr entwickelte aib 2010 eine nachhaltige Standortplanung. Die Planungsidee sah einen stufenweisen Ausbau der bestehenden Anlagen zu einem urbanen Standort für Produktion und Verwaltung vor. Über eine zentrale Achse zwischen den beiden Bereichen wurden alle wesentlichen Bestands- und Neubauten räumlich und funktional miteinander verbunden.
Wie hat sich die Architektur der damaligen Neubauten auf die Attraktivität des Standortes und die Arbeitsatmosphäre ausgewirkt?
Die Belichtung innerhalb der Gebäude in der Produktion wurde wesentlich verbessert. Dadurch ist die Arbeit attraktiver und sicherer geworden. Das haben wir später aufgegriffen und zum Beispiel Rolltore mit größeren Lichtelementen eingebaut.
Wie haben sich besondere Bereiche wie die Konferenzzone im Erdgeschoss des Verwaltungsbaus bewährt?
Ungeachtet der derzeitigen Einschränkungen durch die Pandemie wächst grundsätzlich der Bedarf an persönlichen Besprechungen. Die Konferenzzone war daher eine gute Lösung, auch weil dadurch auf den anderen Geschossen wertvoller Büroraum erhalten blieb. Die bestehende Struktur ist so flexibel, dass wir hier auch neue Office-Konzepte umsetzen können.
Als Green-Buildings wurden zwei Gebäude seinerzeit unter anderem mit Betonkerntemperierung, Erdpfählen und Grundwasserbrunnen ausgerüstet. Wie hat sich diese Technik bewährt?
Die Betonkerntemperierung ist ohne Frage eine tolle Sache. Das würden wir immer wieder so machen. Die Schluckbrunnen haben wir allerdings mittlerweile zugebaut, da sie durch den sehr hoch ansteigenden Grundwasserspiegel versandet sind. Die Geologie wurde im Vorfeld natürlich gründlich untersucht, aber davon sind wir doch überrascht worden.
Wie verändert die zunehmende Digitalisierung die Arbeitsweise am Standort und wie lässt sich die vorhandene Werksstruktur daran anpassen?
Wir beschäftigen uns zurzeit damit, unser Werk auf eine Servicefertigung umzustellen. Anstelle der reinen Neuproduktion wird es in Zukunft mehr Reparaturleistungen geben. In den Überlegungen zur weiteren Nutzung des Standortes spielen auch aktuelle Forschungsprojekte zum Thema Wasserstoff eine Rolle. Ältere Turbinen könnten damit umgerüstet werden, um sie leistungsfähiger und umweltschonender zu machen. Die vorhandene Werkstruktur und die bestehenden Hallen bieten auch hierfür die Möglichkeit, neue Technologien einzubauen.
Das Gespräch mit Uwe Mikolajczyk führte Kai-Uwe Lompa.
BARMENIA Versicherungen
aib im Gespräch mit Dr. Andreas Eurich, Vorstandsvorsitzender der Barmenia Versicherungen
"Mit der Hauptverwaltung ist es gelungen, unseren wertigen und modernen Unternehmensanspruch auch nach außen zu verkörpern."
Dr. Andreas Eurich
Hauptverwaltung BARMENIA Versicherungen, Wuppertal
Im Rahmen eines Masterplans entwickelte aib 2010 eine neue Gebäudeordnung und Architektur für die Hauptverwaltung der Barmenia Versicherungen in Wuppertal. Der Baukomplex gliedert sich in einen Sockel und drei darauf errichtete Riegel. Für die optimale Belegung der stützenfreien Großräume entwickelte aib ein eigenes Bürosystem. Zur Verbesserung der Arbeitsplatzqualität tragen zudem verschiedene Systemdetails für die natürliche Belüftung und Belichtung bei.
Kai-Uwe Lompa, aib: Herr Dr. Eurich, beim Umbau der Wuppertaler Hauptverwaltung von Barmenia im Jahr 2010 wurde in verschiedenen Workshops mit aib ein Bedarfsprogramm entwickelt. Wenn Sie heute zurückblicken: Hat sich die intensive Vorplanung gelohnt?
Auch wenn das Verfahren damals vielleicht als aufwändig empfunden wurde, war es auf jeden Fall richtig. Auf diese Weise ist es uns gelungen, die sehr unterschiedlichen Bedarfe aus den einzelnen Bereichen bestmöglich zu erfassen. Dieser gemeinsame Planungsprozess mit allen Verantwortlichen hat zu einer hohen Akzeptanz der realisierten Maßnahmen geführt.
Wie wurde die bauliche Standort-Neuordnung damals bewertet?
Wir hatten vorher eine veraltete Bürosituation, die teilweise noch auf die 60er-Jahre zurückging. Als dann greifbar wurde, was hier an neuer Architektur entstehen wird, hat sich ein gewisser Stolz entwickelt. Denn mit dem Neubau ist es gelungen, unseren wertigen und modernen Unternehmensanspruch auch nach außen zu verkörpern.
Aufgrund der Lage ist die Hauptverwaltung weithin sichtbar. Welche Reaktionen gab es damals in der Stadt auf den Neubau und wie wird er heute wahrgenommen?
Von der Stadt selbst wurde das Bauvorhaben sehr positiv begleitet. Es gab aber auch kritische Stimmen, die wegen der repräsentativen Bauweise Vorbehalte hatten. Wenn Sie heute Menschen in Wuppertal befragen würden, bin ich fest davon überzeugt, dass die Zustimmung sehr groß ist. Es gibt heute noch bei vielen Besuchern einen Wow-Effekt, wenn sie den Baukomplex betreten. Für das Selbstverständnis der Stadt braucht es solche architektonischen Statements von Unternehmen.
Hat sich die Arbeitskultur mit dem Umbau verändert?
Es gab ursprünglich die Überlegung, mit kleineren Büroflächen zu planen. Das haben wir zum Glück verworfen und uns für großräumliche Lösungen entschieden. Unsere Mitarbeiter kannten aus den Bestandsgebäuden das Großraumbüro – allerdings mit unzureichender Belüftung und wenig Tageslicht. Die großflächige Struktur in den Neubauten wurde daher sehr gut angenommen.
Ein von aib entwickeltes Systemdetail war das Frischluftkonzept, das die natürliche Thermik für den Luftaustausch nutzt. Wie hat sich diese Technik bewährt?
In der Planungsphase wurde sehr viel über diese Technik diskutiert, weil sie damals neu war. Insgesamt gibt es damit in den Büros eine sehr gute Luftumwälzung. Das hilft uns heute auch bei der eingeschränkten Belegung während der Corona-Pandemie. Wir nutzen zurzeit insbesondere die Besprechungsbereiche in der 6. und 7. Etage. Hier sorgt die spezielle Belüftungstechnik für einen permanenten Luftaustausch, so dass unsere Sicherheitsbeauftragten die Nutzung freigegeben haben.
Ein weiteres Systemdetail sind die nach innen zu öffnenden Kastenfenster für eine natürliche Belichtung und Belüftung. Wie haben sich diese auf die Raumqualität ausgewirkt?
Das wird heute noch als großer Mehrwert wahrgenommen. Die Mitarbeiter schätzen es dabei sehr, dass sie die Fenster selbst öffnen und schließen oder die Beschattung steuern können. Diese Aspekte ermöglichen in gewisser Weise eine Individualisierung mit einem positiven psychologischen Effekt. Denn wenn alles über das System fremdgesteuert wird, entsteht schnell das Gefühl von Kontrollverlust.
Das Gebäuderaster ist damals von aib auf das Arbeitsplatzkonzept abgestimmt worden. Wie hat sich das bei der Büroorganisation bewährt?
Innerhalb der Rasterstruktur haben wir bislang noch keine größeren Modifikationen vorgenommen. Wir erstellen aber gerade für einen Bereich ein komplett neues Flächenkonzept. Die schmale Bauweise engt dabei etwas ein, aber sie war ja eine bewusste Entscheidung, um sehr viel Tageslicht zu haben.
Welche Auswirkungen hat denn die zunehmende Digitalisierung auf die Arbeit bei Barmenia und wie passt die bestehende Raumstruktur dazu?
Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Mitarbeiter trotz Homeoffice und mobileren Arbeitsformen auch künftig eine gemeinsame Büroumgebung wünschen. Viele möchten ja im Moment wieder an ihren Arbeitsplatz, weil sie den sozialen Austausch vermissen. Gerade bei den Jüngeren gibt es heute allerdings veränderte Vorstellungen vom Büro. Daher haben wir zum Beispiel die Cafeteria etwas mehr wie eine Lounge gestaltet. Prinzipiell lassen sich auch veränderte Arbeitsplatzkonzepte in der bestehenden Raumstruktur realisieren. Es gibt eine gewisse Beschränkung in den oberen Etagen durch die zentralen Technikkerne. Letztlich ist es aber eine Frage der Kreativität, auch hier Konzepte für agiles und kollaboratives Arbeiten umzusetzen.
Das Gespräch mit Dr. Andreas Eurich führte Kai-Uwe Lompa.
"Wir wissen sicher, dass wir noch immer nicht genug wissen."
Team aib
aib plant in die Zukunft und lernt von der Vergangenheit. Denn das Büro steht für nachhaltige Qualität und hohe Wirtschaftlichkeit. Zwei Aspekte sind hierfür grundlegend: übergreifende Generalplanung und beständiges Lernen. Das Prinzip der interdisziplinären Arbeitsweise gibt es schon lange. Wie aib dies umsetzt, ist der Schlüssel zum Projekterfolg. Generalplanung wird als Rahmen für das bestmögliche Zusammenwirken aller Gewerke verstanden: Architekten, Innenarchitekten, Ingenieure und Stadtplaner arbeiten bei aib zusammen – von der ersten Projektskizze bis zur Inbetriebnahme. Gemeinsam mit den Bauherren lernen wir miteinander und voneinander in jedem neuen Projekt – sowohl aus den Erfolgen wie auch aus den Fehlern. Und jedes Mal erweitern neue Erfahrungen und das hinzu gewonnene Know-how den integralen Planungsansatz von aib.
"Attraktive Innenarchitektur erhöht die Akzeptanz für neue Arbeitsweisen und die Identifikation mit dem Unternehmen." Im direkten Austausch mit den Nutzern planen wir passgenaue Arbeitswelten und Office-Konzepte (Christof Nellehsen und Romina Orth-Mainka)
"Generalplanung ist für uns ein offener und interdisziplinärer Austausch aller Gewerke für das jeweils beste Ergebnis." Wir bieten Bauherren das vollständige Leistungspaket in der Planung, Steuerung und Realisierung komplexer Bauaufgaben. Mit Teams aus Architekten, Ingenieuren und Stadtplanern sorgen wir für einfache und transparente Strukturen für den Planungs- und Bauablauf. (Kai-Uwe Lompa und Pieter F. den Haan)
"Ein nachhaltig geplantes Gebäude schont nicht nur Ressourcen, sondern lässt sich auch gewinnbringender vermarkten." Mit unserem Know-how können wir Bauherren im Hinblick auf die Zertifizierung ihrer Büro- und Industriegebäude beraten. Als geprüfte DGNB Consultants steuern wir Projekte so, dass ökologische, ökonomische, soziokulturelle und technische Kriterien voll erfüllt werden. (Philippe Vernin)
"Interdisziplinäres Arbeiten im Team heißt, das Personal beständig weiterzubilden und voneinander lernen." (Kai-Uwe Lompa und Pieter F. den Haan)
"In jedem Projekt sehen wir die Chance zur Gestaltung prägnanter Architektur." Baukultur bedeutet für uns, Architektur mit einem nachhaltigen Mehrwert für die Nutzer und für die Umwelt des jeweiligen Gebäudes zu planen. (Christof Nellehsen, Philippe Vernin, Nicole Domogalla und Team)
"Unter Projektmanagement verstehen wir ein proaktives Steuern und Handeln für die Interessen des Bauherrn." Von Anfang an bietet aib Projektmanagement eine architektonische Unternehmensberatung für die schnelle, zielgerichtete und wirtschaftliche Planung hochkomplexer Gebäude. (Oliver Keil und Karsten Schulte)
"Die Teams von aib tec entwickeln eine integrierte Technische Gebäudeausrüstung mit allen nötigen Funktionen. Für Menschen und Abläufe." (Kai-Uwe Lompa und Pieter F. den Haan)
"Mit urbanen Leitbildern ermöglichen wir eine strategische, kontinuierliche Standortplanung." Unsere Masterpläne für die gesamträumliche Entwicklung von Standorten beachten verschiedene Szenarien für die Zukunft. (Christof Nellehsen)