Ewald Dörken AG
Vernetzte Arbeitswelt - aib gestaltet Neubau mit hohem Innovationsanspruch
Pressemitteilung | 18.01.2023
Vernetzte Arbeitswelt - aib gestaltet neues Competence Center Membranes für die Ewald Dörken AG mit hohem Innovationsanspruch
Mitte Oktober 2022 wurde das vom Duisburger Architekturbüro aib gestaltete Competence Center Membranes der Ewald Dörken AG eröffnet. Der Neubaukomplex soll die Produktion von Baufoliensystemen für den Weltmarkt optimieren und neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Entsprechend dem damit verbundenen Innovationsanspruch entstand eine offene und vernetzte Arbeitswelt. Aus der spezifischen Lage des Werksgeländes im nordrhein-westfälischen Hagen entwickelten die Architekten einen Ort mit besonderer Identität.
Die Ewald Dörken AG gehört zu den führenden europäischen Anbietern von Baustoffen. Als bislang größte Investition in der Geschichte des Unternehmens wurde das neue Competence Center Membranes am Standort Hagen-Vorhalle eröffnet. „Wir wollen an diesem Standort zum Kosten-, Technologie- und Serviceführer im Bereich intelligenter Bauphysik werden“, so Thorsten Koch, Vorstand der Ewald Dörken AG. Rund 50 Millionen Euro für Gebäude, neue Anlagen und die Infrastruktur hat das Unternehmen in den Ausbau des Werksgeländes zum effizientesten Produktionsstandort für Baufolien in Europa investiert.
Hohes Innovationspotenzial
Um die Produktion zu optimieren hat aib bereits seit 2019 gemeinsam mit der Ewald Dörken AG eine Bedarfsplanung für den gesamten Standort entwickelt. Für den Neubau des Competence Center Membranes verantworteten die Duisburger Architekten die Generalplanung. Schon mehrfach wurde die Ewald Dörken AG als innovatives Unternehmen ausgezeichnet. Entsprechend hoch waren die Anforderungen an den Neubau. Dessen Konzeption folgt der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens nach dem Motto „schneller und agiler“. So werden mit der Anbindung des Neubaus an vorhandene Gebäude kurze Wege ermöglicht, was die Arbeitsprozesse deutlich erleichtert.
Mehr als effiziente Fertigung
Für die Produktion wurde eine fließende Fertigung mit neuen Anlagen und Technologien, schlanken Abläufen, intelligenten Werkströmen und modernen, sicheren Arbeitsplätzen entwickelt. Dafür baute aib drei Hallenschiffe mit zwei Schleusenbauwerken an die bestehende Produktion an. Das neue Competence Center Membranes ist allerdings mehr als eine hochmoderne und effiziente Linienfertigung. Auch die Bereiche Produktionsplanung, Logistik und Verfahrensplanung, Qualitätsmanagement, Instandhaltung und Lean Office wurden hier untergebracht. Dafür entstand neben der neuen Produktion ein L-förmiger Gebäuderiegel, der in einem Arm die produktionsnahen Arbeitsbereiche wie Labor und Werkstatt und im anderen die Büros, die Besprechungsräume und ein Bistro beherbergt. Auch die Sozialräume für alle Mitarbeitenden wurden hier untergebracht.
Frühe Einbindung der Belegschaft
Ein wesentliches Ziel des Großprojektes ist die Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit ihrem zukünftigen Arbeitsumfeld. Die Belegschaft der Ewald Dörken AG wurde daher frühzeitig am Planungsprozess beteiligt. So war der Betriebsrat von Anfang an in die Konzeption der neuen Fertigung eingebunden. Ein Projektteam „Neue Werkstruktur“ wurde gebildet, dessen Mitglieder ihren Arbeitsplatz der Zukunft aus der eigenen Kompetenz heraus selbst gestalten konnten
Verbindender Gartenhof
Die Wünsche und Anforderungen der Belegschaft übertrug aib in eine offene und flexible Arbeitsumgebung, die verschiedene Arbeitsformen ermöglicht. Für die Büro- und Sozialräume entwickelten die Planer einen L-förmigen Kopfbau vor der eigentlichen Produktionshalle. Der L-förmige Riegel umschließt einen begrünten Gartenhof, der als Erholungs-, aber auch als Arbeitsbereich genutzt werden kann. Im Riegelbau wurde eine moderne und sehr kommunikative Arbeitsumgebung gestaltet, in der die Beschäftigten aus der Produktion und aus der Verwaltung ständig aufeinandertreffen, sich auf kurzem Wege austauschen oder gemeinsam Pause machen.
Flexibler Innenausbau
Jeder der Mitarbeitenden hat seinen persönlichen Arbeitsplatz an der Maschine oder an einem Schreibtisch. Darüber hinaus gibt es jedoch viele unterschiedliche „Working Spaces“, die flexibel genutzt werden können: Teambereiche, Besprechungsräume, Besprechungszonen – auch im Bistro – und sogenannte „Think Tanks“. Das sind Bereiche, die je nach Anforderung modular gebildet werden können und so abgetrennte Zonen für eine Person oder für ganze Teams bieten. Generell sind die Grundrisse nach Möglichkeit offen gestaltet und damit flexibel nutzbar. Funktional oder technisch erforderliche Einzelräume können in die dafür vorgesehene Zone eingebaut werden. Mit diesem Konzept kann der Baukomplex mit wenigen Eingriffen und damit ressourcenschonend auf neue Anforderungen reagieren.
Nachhaltige Konstruktion
Die Konstruktion des Neubaus aus Stahlbetonfertigteilen ermöglicht ebenfalls eine nachhaltige Nutzung. Mit der Verwendung von TT-Platten konnten Materialverbrauch und Bauzeit gleichermaßen optimiert werden. Der Innenausbau folgt der Logik, dass die Baukonstruktion, der Ausbau und die technische Gebäudeausrüstung unterschiedliche Lebenszyklen haben: Die Baukonstruktion bleibt überwiegend unverkleidet und damit sichtbar. Die Technische Gebäudeausrüstung ist grundsätzlich offen geführt und einfach zugänglich. Nur wo dies akustisch erforderlich ist, wird sie durch Deckensegel abgeschirmt. Zukünftige baulich erforderliche Anpassungen sollen somit einfach durchzuführen sein.
Kreativität für komplexe Geschäftsmodelle
Besonderen Wert legte aib auf eine ansprechende Architektursprache des Competence Centers Membranes. Lange Fensterbänder gliedern den L-förmigen Kopfbau und lassen viel Licht ins Innere. Eine ungewöhnliche Verkleidung des Baukörpers mit Streckmetall-Gittern und hellgrünen Fassadenbahnen zeigt die Anwendung einer hier gefertigten neuen Baufolie. Gleichzeitig entsteht mit dem gestalteten Außenraum ein freundliches und einladendes Gesamtbild. Die Effizienz der Fertigung korrespondiert auf diese Weise mit der Schaffung von Wohlfühlräumen für die Belegschaft. „Wir stellen die Menschen und ihr Know-how ins Zentrum", beschreibt Dörken-Vorstand Thorsten Koch den dahinterstehenden Gedanken. „Wir möchten ihnen eine Umgebung bieten, in der sie sich wohlfühlen und kreativ sein können", so Koch weiter. „Dabei geht es auch darum, Impulse für neue Geschäftsmodelle zu generieren, die komplexer sind als die bisherigen. Das kann nur erreicht werden, wenn man Perspektiven öffnet, Zusammenarbeit und Agilität ermöglicht und Raum bietet, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter miteinander kommunizieren, sich aber auch zurückziehen können.“
"Agil und zukunftsfähig"
CHRISTOF NELLEHSEN
Interview mit Christof Nellehsen, Gesellschafter von aib
Herr Nellehsen, welche Anforderungen waren mit dem Neubau des Competence Centers Membranes für die Ewald Dörken AG verbunden?
Ein Ziel des Auftraggebers war, die agile Arbeitsweise im Unternehmen zu fördern. Alle Arbeitsprozesse sollen durch kurze Wege optimal miteinander vernetzt sein. Außerdem soll die Anordnung der Funktionen die Kommunikation und den Teamgeist bestmöglich fördern.
Wie haben Sie diese Anforderungen baulich umgesetzt?
Unsere konzeptionelle Antwort auf diese Anforderungen ist ein dreiseitig gefasster Gartenhof, der einen weiten, nach Süden hin orientierten Blick über die Stadt Hagen bietet. Der Gartenhof wird an zwei Seiten durch den Neubau gefasst, die dritte Seite schließt diesen Außenraum durch eine historische Stützwand. Der Gartenhof ist für Pausen und mit einer bepflanzten Arbeitsinsel nutzbar. Um den Gartenhof herum wurden alle mitarbeiterbezogenen Funktionen gebündelt. Für einen Industriestandort entstand aus dieser Konzeption und der spezifischen Lage des Werksgeländes somit ein Ort mit besonderer Identität.
Welche Aspekte spielten bei der Raumgestaltung der Produktionshallen eine Rolle?
Aufgrund der hohen Anforderungen an den Schallschutz musste die natürliche Belichtung sehr gezielt und punktuell in den Fassaden und als Oberlichter eingesetzt werden. Um der Produktionshalle ein besonders lichtes und sauberes Aussehen zu geben, wurden die Decke und die Krananlagen weiß gestrichen. Vorgaben an die Anlagenlieferanten haben ein insgesamt einheitliches, silbergraues bis weißes Farbspektrum ermöglicht.
Kommt die Gliederung der Gebäudefunktionen um den Gartenhof auch in der architektonischen Gestaltung zum Ausdruck?
Die räumliche Zonierung spiegelt sich in der Fassadengestaltung wider. L-förmig umschließt eine Fassade aus Streckmetall mit durchgehenden Bandfenstern den Gartenhof. Diese Fassade erinnert an ein leicht transparentes Gewebe und erhält durch die Hinterlegung mit einer Folie in resedagrüner Farbe eine räumliche Tiefe und Farbigkeit, die mit dem bepflanzten Hof in Dialog tritt. Die verwendete Folienkonstruktion ist ein Produkt aus dem Dörken eigenen Programm.
Welchen Stellenwert hat die Materialität insgesamt für den Neubau?
Das Projekt will eine authentische Materialität schaffen. Die sichtbaren Oberflächen sollen gewissermaßen von der Materialherkunft und den Bearbeitungsprozessen „erzählen“. Die Materialwahl aus Sichtbeton und Metalloberflächen sowie die Profilierung der Fassadenflächen basiert dabei auf den üblichen Bauweisen des Industriebaus und wird architektonisch reflektiert. Gleichzeitig wird eine Hierarchie des Ausführungsstandards zwischen Produktion und Verwaltung vermieden.
Können Sie Ihr Konzept dieses erzählenden, authentischen Materialansatzes für diesen Industriebau noch etwas genauer erläutern?
Der Baukörper erhielt im Bereich der Produktion, der Werkstätten und der Labore eine Fassade aus Stahlbetonfertigteilen. Technisch gesehen, lassen sich die teils schallintensiven Nutzungen damit bestens gegenüber der umgebenden Wohnbebauung abschirmen. Die Anwendung von profilierten Matritzen, die in die Schalung der Fertigteile eingelegt wurden, betont die einzelnen Elemente und stärkt die Sichtbarkeit des Herstellungsprozesses als gegossenes Formteil. Dabei werden auf Basis eines Grundmaßes verschiedene Anordnungen durchgespielt. Die Profilierung kann zudem die Assoziation an Trapezblech hervorrufen, ein gängiges Material im Industriebau, das hier sozusagen zitiert wird.
Welches Materialkonzept wurde im Inneren umgesetzt?
Die Innenarchitektur und Möblierungsplanung waren integraler Bestandteil der Planung von aib. Auch hier war eine authentische und möglichst natürliche Materialität leitend. Die Baukonstruktion aus Beton bleibt innen sichtbar und wird mit anderen Materialien wie z.B. Holz kombiniert. Für Fenster, Wandverkleidungen und Teile der Möblierung wurde Fichtenholz aus heimischen Beständen eingesetzt. Das erfüllt zeitgemäße Anforderungen an kurze Lieferketten, Nutzung nachwachsender Rohstoffe und im Fall der Fenster einen im Vergleich zu Konstruktionen aus Aluminium geringen Energieverbrauch für die Herstellung. Textilien wurden durchgängig mit Strukturen eingesetzt, bei denen die Verarbeitung und Webtechnik deutlich sichtbar ist. Das beginnt beim Teppichboden und reicht über den Blendschutz bis hin zu den Bezugsstoffen der Möbel. Im Übrigen bleibt die Rohbaukonstruktion auch innen teilweise sichtbar.
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Über aib
Seit 2003 steht aib für Baukultur und Architekturqualität bei der Realisierung innovativer Arbeitswelten. Zu den Auftraggebern gehören Unternehmen wie Siemens, MAN, Ferrero und Deutsche Bahn. Bis heute plante und realisierte das Duisburger Architekturbüro über 300 zukunftsfähige, energetisch und ökologisch optimierte Industrie- und Verwaltungsbauten im nationalen wie internationalen Markt. Dazu gehören auch zahlreiche städtebauliche Planungen, Beratungsaufträge sowie Revitalisierungsprojekte. Mit Einführung des Building Information Modeling (BIM) und Gründung der aib tec GmbH wurde das umfangreiche Leistungsspektrum erweitert. Gemeinsam mit der neuen Gesellschaft bietet aib eine lückenlose Generalplanung unter einem Dach – von der Konzeption über die Planung bis hin zur Realisierung von komplexen Bauaufgaben.
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