Barmenia Versicherungen
Weitsichtig zeitlos.
Dr. Andreas Eurich
Vorstandsvorsitzender Barmenia Versicherungen
Was macht Architektur zeitlos? Welche Bedeutung hat Kunst und die Investition in eine ausdrucksstarke Landmarke? Basierend auf dem formalen Konzept eines Quadrats realisierte aib vor 20 Jahren eine Hauptverwaltung, die fortan beständig durch die Zeit geht. Wir waren dort und haben nachgefragt.
Herr Dr. Eurich, der Umbau der Wuppertaler Hauptverwaltung von Barmenia war eines der ersten großen Projekte von aib. Wie wurde die bauliche Neuordnung des Standortes damals bewertet?
Wir hatten vorher eine Bürosituation, die noch auf die 60er-Jahre zurückging und zeitlich überholt war. In der Übergangsphase während des Umbaus sind wir Schritt für Schritt von der alten in die neue Arbeitswelt gewechselt. Als dann greifbar wurde, was hier an neuer Architektur entstehen wird, hat sich ein gewisser Stolz entwickelt. Denn es ist uns damit gelungen, unseren modernen Unternehmensanspruch auch nach außen zu verkörpern. Es gibt heute noch bei vielen Besuchern einen Wow-Effekt, wenn sie den Baukomplex betreten.
Aufgrund der Lage ist die Hauptverwaltung weithin sichtbar. Welche Reaktionen gab es damals in der Stadt auf den Neubau und wie wird er heute wahrgenommen?
Von der Stadt selbst wurde das Bauvorhaben sehr positiv begleitet. Es gab aber auch kritische Stimmen, die wegen der repräsentativen Bauweise Vorbehalte hatten. Wenn Sie heute Menschen in Wuppertal befragen würden, bin ich fest davon überzeugt, dass die Zustimmung sehr groß ist. Die Architektur wird vor allem als wertig und zeitlos wahrgenommen. Für das Selbstverständnis der Stadt braucht es solche architektonischen Statements von Unternehmen.
Hat sich die Arbeitskultur mit dem Umbau verändert?
Es gab ursprünglich die Überlegung, mit kleineren Büroflächen zu planen. Das haben wir zum Glück verworfen und uns für großräumliche Lösungen entschieden. Unsere Mitarbeiter kannten aus den Bestandsgebäuden das Großraumbüro, allerdings mit unzureichender Belüftung und wenig Tageslicht. Die großflächige Struktur der Neubauten wurde daher sehr gut angenommen.
Das Gebäuderaster ist damals von aib auf das Arbeitsplatzkonzept abgestimmt worden. Wie hat sich das bei der Büroorganisation bewährt?
Innerhalb der Rasterstruktur haben wir bislang noch keine größeren Modifikationen vorgenommen. Wir erstellen aber gerade für einen Bereich ein komplett neues Flächenkonzept. Die schmale Bauweise engt dabei etwas ein, aber sie war ja eine bewusste Entscheidung, um sehr viel Tageslicht in den Büros zu haben. Wir schaffen jetzt vermehrt Begegnungsbereiche als Ergänzung der konventionellen Bürosituation. Gerade bei jüngeren Mitarbeitern gibt es heute andere Vorstellungen von Arbeitsumgebungen, so dass wir zum Beispiel die Cafeteria etwas mehr wie eine Lounge gestaltet haben.
Wie wurden denn die beim Umbau geschaffenen Außenbereiche wie der Vorplatz und der Park angenommen?
Wir haben uns damals dafür entschieden, den Gebäudekomplex nach außen nicht abzuriegeln. Der Park wird daher mittlerweile von der Öffentlichkeit sehr vielfältig genutzt. Auch von den Mitarbeitern werden die Außenbereiche bei gutem Wetter sehr geschätzt. Hierzu trägt unter anderem die Gestaltung des Vorplatzes mit Wasserbecken und Bänken sowie den Skulpturen des Wuppertaler Bildhauers Tony Cragg bei.
Eine Skulptur von Donald Judd war Inspirationsquelle für die Architektur. Außerdem gibt es die erwähnten Skulpturen von Tony Cragg vor dem Eingang sowie weitere Kunstwerke im Innern der Barmenia Hauptverwaltung. Wie wurde diese Idee der Begegnung mit Kunst für Mitarbeiter und Besucher angenommen?
Wir haben damals unter anderem auch für das Foyer Auftragsarbeiten anfertigen lassen, die gut zur Architektur passen und immer noch ein Eyecatcher sind. Der Bestand an weiteren Werken, mit denen wir unseren Mitarbeitern Kunst näherbringen möchten, ist mittlerweile sehr groß. Um Kunst noch besser erfahrbar zu machen sind wir gerade damit beschäftigt, verschiedene Formate zu entwickeln. Es ist für mich persönlich bedauerlich, dass wir nicht die Flächen haben, um insbesondere alle großen Kunstwerke aus unserem Bestand zu zeigen. Die Zeiten, in denen Werke von sehr prominenten Künstlern angekauft wurden, sind allerdings vorbei. Wir konzentrieren uns heute mehr auf Nachwuchskünstler unter anderem aus der Region, um den Aspekt der Förderung in den Vordergrund zu stellen.
Mit der zunehmenden Digitalisierung und nicht zuletzt mit der Corona-Pandemie hat sich unsere Arbeitswelt verändert. Welche Auswirkungen hat das auf die Arbeitsumgebung bei Barmenia und wie lässt sich die vorhandene Raumstruktur daran anpassen?
Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Mitarbeiter trotz Homeoffice und mobileren Arbeitsformen auch künftig eine gemeinsame Büroumgebung wünschen. Viele möchten ja im Moment wieder an ihren Arbeitsplatz, weil sie den sozialen Austausch vermissen. Prinzipiell lassen sich auch veränderte Arbeitsplatzkonzepte in der bestehenden Raumstruktur realisieren. Es gibt eine gewisse Beschränkung in den oberen Etagen durch die zentralen Technikkerne. Letztlich ist es aber eine Frage der Kreativität, auch hier Konzepte für agiles und kollaboratives Arbeiten umzusetzen.