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20 Jahre aib

Sprung in die Zukunft.

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Kai-Uwe Lompa 
und Pieter F. den Haan
Kai-Uwe Lompa
und Pieter F. den Haan

Geschäftsführende Gesellschafter aib

Interview mit Kai-Uwe Lompa und Pieter F. den Haan

Herzlichen Glückwunsch zum 20-jährigen Bestehen von aib. Sie haben gerade in Tony Craggs Skulpturenpark in Wuppertal gefeiert. Gibt es einen besonderen Grund für die Wahl dieses Veranstaltungsortes?

Kai-Uwe Lompa: Ja, tatsächlich verbindet uns viel mit diesem Ort und mit Tony Cragg. Vor 20 Jahren haben wir die Hauptverwaltung für die Barmenia Versicherungen realisiert, auf deren Grundstück zwei beeindruckende Skulpturen stehen. Das als Landmarke gestaltete Bauwerk in Wuppertal markiert quasi auch den Startpunkt von aib. Und Tony Craggs Skulpturenpark ist ganz einfach auch ein wunderbarer Ort - man ist umgeben von Kunst und Natur. Wir hatten dort ein beschwingtes, sonniges Gartenfest mit Jazzmusik und kulinarischen Genüssen. Es war der ideale Ort, um mit dem Team, Kunden und Partnern zu feiern.

Das Bauwerk steht ja in Sichtweite zum Skulpturenpark. Wie kam es, dass Sie 2003 als Newcomer ein so bedeutendes Projekt umsetzen konnten?

Pieter F. den Haan: Wir waren zu dieser Zeit keine „Newcomer“ mehr. Wir hatten bereits Erfahrungen als Architekten und Ingenieure in großen Bauprojekten gesammelt und unseren integralen Ansatz entwickelt, den wir seitdem in all unseren Projekten anwenden. Als wir im Jahr 2003 beschlossen, aib als GmbH zu gründen, war die wirtschaftliche Lage in Deutschland sehr angespannt. Wir waren Teil eines schlagkräftigen Teams innerhalb einer der größten Ingenieurholdinggesellschaften in Deutschland. Doch durch die damalige Bankenkrise sahen wir uns plötzlich mit der Insolvenz unseres Arbeitgebers konfrontiert. Wir mussten entscheiden, wie es weitergehen sollte und fragten uns, ob unsere Kunden diesen Schritt mitgehen würden. 

Kai-Uwe Lompa: Es hat sich schnell herausgestellt, dass unsere Kunden uns vertrauten und unsere Entscheidung unterstützen. Wir hatten Projekte für Kunden wie die Barmenia Versicherungen, QVC, Siemens, MAN, Ferrero und Porsche in der Pipeline und sie alle unterstützten unseren Plan, die Projekte unter neuer Flagge fortzuführen. Diese Kunden legten den Grundstein für unsere 20-jährige unternehmerische Reise und viele von ihnen sind bis heute unsere Auftraggeber.

Ein mutiger Sprung in die Zukunft. Wie groß war Ihr Team zu Beginn?

Kai-Uwe Lompa: In unserem ersten Jahr als aib hatten wir ein Team von 26 Kolleginnen und Kollegen. Das war im Vergleich zu unserem vorherigen Arbeitgeber eher klein, aber wir waren bereits gut aufeinander eingespielt und konnten alle Projekte erfolgreich abschließen. Unser Gründungsmodell mit aktuell 8 spezialisierten Partnern hat sich seither bewährt. Erst kürzlich sind zwei jüngere Partner hinzugekommen. Unser Ziel war von Anfang an, mit motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einem Win-Win-Verhältnis zusammenzuarbeiten. Wir haben immer Wert daraufgelegt, eine internationale Belegschaft zu haben. Heute besteht unser Team aus sechzig großartigen Menschen aus mindestens zehn verschiedenen Nationen. Vierzehn Mitarbeiter sind von Anfang an dabei.

Sie sprechen von einem motivierten Arbeitsklima. Ich nehme an, dazu gehören auch Ihre jährlichen Studienreisen bis ins europäische Ausland?

Pieter F. den Haan: Genau, diese Studienreisen sind eine wichtige Erfahrung für uns alle. Wir haben in den letzten 20 Jahren 13 solcher Reisen unternommen. Zu Beginn eines jeden Jahres besprechen wir im Partnerkreis, wohin die Reise gehen soll. Dabei wählen wir Ziele, die nicht nur architektonisch interessant sind, sondern auch Themen abdecken, mit denen wir uns gerade beschäftigen oder zukünftig beschäftigen werden. Diese Reisen sind immer inspirierend für uns. Ob wir nun in Amsterdam, Paris oder Vorarlberg unterwegs sind, sie stärken unser Teamgefühl und tragen zur gemeinsamen Weiterentwicklung bei.

Sie haben Ihren integralen Ansatz erwähnt. Steht das „i“ in Ihrem Logo für „integral“?

Kai-Uwe Lompa: Ja, unser Ansatz ist, alle Aspekte des Realisierungsprozesses ganzheitlich zu betrachten. Wir haben uns ein umfassendes Verständnis von Integralität angeeignet, sei es als Generalplaner bei der Konzeption von Industrieanlagen, bei Strukturkonzepten für Büro- und Verwaltungsgebäude oder bei der Berücksichtigung der Gebäudetechnik in unseren Planungen, die wir inhouse mit eigenem spezialisiertem Team planen. Unsere Arbeitsweise im Industriebau zum Beispiel orientiert sich immer ergebnisorientiert an den individuellen Produktions- und Prozessabläufen, integral, pragmatisch und funktional. Jedes unserer Projekte hat seine eigene, die jeweiligen Abläufe unterstützende Architektursprache.

Und wie steht es um das Thema Digitalisierung bei aib?

Pieter F. den Haan: Die Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle in unserer Arbeit. Sie ermöglicht uns, interdisziplinäre Planungsmaßnahmen parallel, simultan und integrativ umzusetzen. Tools wie Building Information Modeling (BIM) bieten ein enormes Potenzial für planerische Sicherheit und Transparenz aller Gewerke. Außerdem vereinfachen digitale Werkzeuge die Zusammenarbeit in großen Projekten erheblich. Die umfangreiche Dokumentation und die Anforderungen an technische Untersuchungen und Nachweise für Bauanträge wäre für solche Bauwerke ohne digitale Instrumente mittlerweile kaum zu bewältigen. Diese Tools ermöglichen es uns auch, überregional zu arbeiten und Daten effizient zu übertragen. Besonders während der COVID-19-Pandemie haben wir die Digitalisierung weiter vorangetrieben und die Nutzung digitaler Tools ausgebaut. Das Recht auf Homeoffice wurde in unsere Betriebsvereinbarungen integriert und Projektarbeit kann nun durch Programme wie Teams von jedem Ort aus erfolgen. Wir waren insofern gut auf die Zeit während der Pandemie vorbereitet, da wir bereits vorher in eine solide digitale Infrastruktur investiert hatten.

Neben der Digitalisierung ist auch Nachhaltigkeit zu einem großen Thema geworden. Inwiefern spielt das in der Baubranche eine Rolle?

Kai-Uwe Lompa: Nachhaltigkeit hat definitiv an Bedeutung gewonnen. Wir haben uns schon immer mit diesem Thema auseinandergesetzt, Studien durchgeführt und Statistiken erstellt, um unseren Kunden die langfristigen Vorteile nachhaltiger Lösungen aufzuzeigen. Oft bleibt es dabei. Wir sind davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung unserer gebauten Umwelt ist. Es geht nicht mehr nur darum, wie viel CO2 beim Betrieb eines Gebäudes verbraucht wird, sondern auch darum, wieviel bei seiner Erstellung emittiert wird. Dieses Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit wurde unter anderem durch die Taxonomie der Europäischen Union und die damit verbundene Nachweispflicht für Unternehmen vorangetrieben. Das führt bei Bauherren zu mehr Entscheidungen für nachhaltige Lösungen.

Das klingt nach einer positiven Entwicklung. Welche Konsequenz hat das für den Planungsprozess?

Pieter F. den Haan: Bei der Konzeption eines Gebäudes müssen wir bereits in den frühen Phasen Details, wie die Zusammensetzung der Baumaterialien, berücksichtigen, um sicherzustellen, dass sie nachhaltig sind. Dies erfordert eine enorme Detailkenntnis, die oft nur mithilfe digitaler Planungstools wie Building Information Modeling (BIM) erreichbar ist. Mit der Einführung von Nachhaltigkeitskriterien und Umweltsiegeln, wie der Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), CO2-neutralem Bauen, Cradle-to-Cradle usw., ist festzustellen, dass die Architektur heutzutage oft eine durchdachtere Ausführung aufweist, als noch vor 20 Jahren.

Welche Anforderungen stellt Nachhaltigkeit an Architekten heute?

Kai-Uwe Lompa: Architekten heute haben eine große Verantwortung Gebäude zu gestalten, die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch ökologisch nachhaltig. Früher mögen Stararchitekten oft Gebäude entworfen haben, die eher auf ästhetische Effekte ausgerichtet waren. Heutzutage müssen Architekten sicherstellen, dass ihre Entwürfe den funktionalen Anforderungen entsprechen und wirtschaftlich tragfähig sind und dabei die Umweltauswirkungen immer im Blick haben. Ein gutes Beispiel dafür ist die Gestaltung einer Edelstahlfassade – wie beim Stahl-Service-Center für Aperam in Haan. Wenn wir solch ein Element gestalten, das in horizontalen Schichten gestaffelt ist und in Bezug auf die Profilierung transformiert wurde, muss dies nicht nur einer gestalterischen Idee entsprechen, sondern auch funktionalen Anforderungen und dem Wunsch nach Langlebigkeit gerecht werden. Die Kunst besteht darin, die Ästhetik mit den praktischen Aspekten zu verbinden.

Inwieweit hilft Digitalisierung der Architektur?

Kai-Uwe Lompa: Tatsächlich befinden wir uns in der Architektur noch in einer Erkundungsphase, wenn es um die umfassende Nutzung von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz geht. Dennoch bietet die Digitalisierung immense Chancen. Um beim Thema Fassade zu bleiben: Im Projekt Siemens „The Impulse“ haben wir zunächst experimentell verschiedene Fassaden-Abwicklungen mittels Logarithmus in 3D durchgespielt, um eine Idealform zu finden. Digitale Schnittstellen ermöglichten anschließend den Austausch der gewonnenen Daten mit dem Fassadenbauer. 

Pieter F. den Haan: Im Vergleich zur Automobilindustrie, die Millionen von Fahrzeugen produziert, arbeiten wir in der Architektur immer noch vorwiegend an Unikaten und das wird auch so bleiben. Doch durch die effiziente Bündelung digitaler Informationen am Anfang eines Projekts können Architekten heute mehr Möglichkeiten nutzen als in früheren analogen Zeiten. Dies ermöglicht eine bessere Planung, Zusammenarbeit und Transparenz, wirkt sich positiv auf die Qualität der Architektur aus und ist entscheidend für ein nachhaltiges Ergebnis.

Unter Ihren jungen Architekten und Ingenieuren sind doch sicher auch einige aus der Generation Z?

Pieter F. den Haan: Die Zusammenarbeit mit der Generation Z ist eine echte Bereicherung. Bei aib legen wir viel Wert auf ein angenehmes Arbeitsumfeld und gemeinsame Erlebnisse. Wir konnten in einer Reihe von Projekten zum Thema New Work erfolgreiche Bürokonzepte entwickeln und wenden diese Konzepte selbst an. Darüber hinaus organisieren wir regelmäßige gemeinsame Unternehmungen in Duisburg, um das Teamgefühl zu stärken. Darunter zählen gemeinsame Grillabende oder spannende Ausflüge mit beruflichem Hintergrund. Und weil Kultur ein wichtiges Thema für uns ist, sorgen wir für freien Eintritt in das Lehmbruck Museum. Neben unseren jährlichen europaweiten Studienreisen finden diese Aktivitäten speziell in Duisburg statt, um den Standort für unsere Mitarbeitenden attraktiv zu gestalten. Wir legen Wert auf eine Willkommens- und Abschiedskultur im Büro und pflegen auch nach dem Ausscheiden unserer Mitarbeitenden den Kontakt. Schließlich teilen wir in unserer Zusammenarbeit ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander, das auch ein mögliches Zurückkommen immer möglich macht. Empathie und Offenheit schafft langfristige Beziehungen für Mitarbeiter, Kunden und Partner und lässt uns verlässlich agieren. 

Abschließend, wie sehen Sie die Zukunft von aib? Welche Entwicklungen oder Erweiterungen planen Sie für die kommenden Jahre?

Kai-Uwe Lompa: Die Zukunft von aib sieht vielversprechend aus. Wir planen, weiter zu wachsen und möglicherweise auch auf verschiedene Standorte auszuweiten. Es bietet sich auch an, weitere Gewerke, wie die Tragwerksplanung, in unser Büro zu integrieren, um noch ganzheitlichere Lösungen anzubieten. Vielleicht werden wir auch internationaler. Unsere jüngeren Partner bringen frischen Wind in das Unternehmen und unsere Mitarbeiterstruktur ist vielfältig und spiegelt die Gesellschaft wider. Unser Fokus wird weiterhin darauf liegen, qualitativ hochwertige Architektur zu schaffen, die den funktionalen und örtlichen Kontext berücksichtigt. Wir werden unseren integralen Ansatz und unsere Bemühungen in Bezug auf Nachhaltigkeit fortsetzen. Die Digitalisierung wird ebenfalls eine Schlüsselrolle spielen, da sie uns ermöglicht, effizienter und transparenter zu arbeiten. Wir sind gespannt auf die Zukunft und freuen uns auf die kommenden Herausforderungen.

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